Between Intensification and Relativisation

Modalities and Mechanisms of Religious Change Among Syrian Refugees in Germany, Austria, and Switzerland

Team (Österreich)
Projektleitung: Regina Polak
Post-Doc Forscher: Christoph Novak

Dieses Projekt untersucht das Spektrum der Religiosität und die Faktoren, die den religiösen Wandel unter syrischen Geflüchteten, die sich in Deutschland, Österreich und der Schweiz angesiedelt haben, beeinflussen. Es handelt sich um ein länderübergreifendes Projekt und wird in der Schweiz (Martin Baumann, religionswissenschaftliches Seminar, Universität Luzern, Projektleitung), in Österreich (Regina Polak, Institut für Praktische Theologie, Universität Wien) und in Deutschland (Alexander-Kenneth Nagel, Institut für Soziologie, Universität Göttingen) vergleichend durchgeführt. Die Finanzierung erfolgt im Rahmen des Weave-Programms (https://weave-research.net/) über Mittel des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung wissenschaftlicher Forschung (SNF), des Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Die Projektlaufzeit beträgt drei Jahre, von 2024 bis 2027.

Ausgangspunkt sind die intensiven politischen Debatten, die die Ankunft einer großen Anzahl von syrischen Flüchtenden, insbesondere seit 2015, in vielen Ländern Europas ausgelöst hat. Die anfängliche Solidarität mit den Menschen auf der Flucht, wurde bald durch einen negativen Diskurs abgelöst. In vielen Zielländern wurden Flüchtende von politischen und medialen Akteur*innen zunehmend als untragbare Belastung für die nationalen Asyl- und Sozialsysteme konstruiert, während insbesondere muslimische Männer häufig als unfähig oder nicht bereit zur Integration in die Gesellschaft und als potenzielle Sicherheitsrisiken dargestellt wurden. Christliche Flüchtlinge aus Syrien wurden hingegen nur selten auf diese Weise portraitiert. Auch wenn sich im Laufe der Zeit diese Debatten etwas beruhigt zu haben scheinen, sind negative Stereotype über syrische Geflüchtete nie komplett verschwunden. Daran ändert auch nicht die Tatsache, dass viele Syrer*innen mittlerweile in den multikulturellen, westeuropäischen Gesellschaften (insbesondere in großen, superdiversen Städten wie Bremen, Zürich oder Wien) gut angekommen zu sein scheinen.

In diesem Projekt gehen wir der Frage nach, wie sich die Religiosität syrischer Flüchtlinge (sowohl Muslim*innen als auch Christ*innen) in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Vergleich zu ihrer Religiosität in Syrien verändert hat. Was sind die Modalitäten und Mechanismen, die Veränderungen in der religiösen Praxis und Religiosität bewirken? Wie beeinflussen Aspekte wie der nationale Kontext, soziodemografische Merkmale und die Fluchterfahrung den religiösen Wandel?

Um dies zu untersuchen, stützen wir uns auf Identitätstheorien, deren Fokus auf Identifikationsprozesse und Konstruktionen von Zugehörigkeit liegt. Darüber hinaus werden Theorien des religiösen Wandels herangezogen und Prozesse der Relativierung (Schwächung der Religiosität) und Intensivierung (Stärkung der Religiosität) untersucht. Für die Datenerhebung verwenden wir einen qualitativen Mixed-Methods-Ansatz, der sich auf Interviews mit muslimischen und christlichen, syrischen Flüchtlingen, Expert*inneninterviews mit Migrations- und Religionsspezialist*innen und einen partizipativen Photovoice-Ansatz stützt.

Das Projekt vergleicht somit den religiösen Wandel unter syrischen Geflüchteten in drei Ländern mit ähnlicher Migrationspolitik und antimuslimischen Diskursen, aber unterschiedlichen Staat-Religion-Beziehungen. In Deutschland und der Schweiz fehlen formale Strukturen für eine föderale Anerkennung von Religionsgemeinschaften, während Österreich über gut etablierte Kooperationsstrukturen verfügt. Auf der Grundlage dieser Merkmale sowie der Unterschiede in der nationalen Asyl- und Integrationspolitik ermöglicht uns der Vergleich, die Auswirkungen des nationalen Kontexts auf den religiösen Wandel zu ermitteln.

Wir erwarten, dass das Projekt unser Verständnis des Spektrums und der Veränderung der Religiosität unter syrischen Geflüchteten in westeuropäischen Gesellschaften verbessert. Darüber hinaus wird das Projekt durch die Betrachtung sowohl der individuellen Erfahrungen als auch der breiteren gesellschaftlichen Kontexte Licht auf die Faktoren werfen, die den religiösen Wandel im Kontext erzwungener, grenzüberschreitender Migration beeinflussen. Schließlich zielt das Projekt darauf ab, einen Beitrag zu der öffentlichen Debatte über die Integration von Geflüchteten und deren Religion zu leisten, indem wir differenziertes, evidenzbasiertes Wissen über die Mechanismen und Modalitäten der Entwicklung der Religiosität unter Geflüchteten aus Syrien in Deutschland, Österreich und der Schweiz bereitstellen.

Dieses Forschungsprojekt wird in Teilen durch den Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) finanziert. [DOI: 10.55776/I6833]